Josef Fritz
Eisenbahner. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Josef Fritz wurde am 1.6.1897 in Görtschach (Kärnten) geboren. Er arbeitete als Eisenbahner in Knittelfeld (Steiermark). Er war Mitglied der sozialdemokratischen Partei Österreich und des republikanischen Schutzbundes. Josef Fritz war mit Katharina verheiratet und Vater von drei Kindern.
Zellenleiter einer Widerstandsgruppe
Josef Fritz gehörte von 1934 bis 1938 einer Widerstandsgruppe um H. Gärtner an. Als dieser 1939 die "Rote Hilfe" reaktivierte, wurde Josef Fritz Zellenleiter.
Josef Fritz an seine Familie aus der Todeszelle E 46 im Landesgericht I in Wien, 13.5.1943 (Auszug)
"Liebste Kathi und Kinder alle! Habe die zwei Briefe mit Tausend Dank und Freuden erhalten, und du schreibst von den Medaillen, wo sie sind. Ja, die sind schon im Gailtale verlorengegangen, mitsamt den dazugehörigen Ausweisen. Ich besitze nur mehr den Militärentlassungsschein, und der liegt zuhause. Nun, liebe Mutter und Kinder alle! Ich bin gesund, [ihr auch,] was ich auch aus eurem Schreiben ersehen habe..."
Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 1, Seite 349. Wiener Stern Verlag 2016
Widerstand, Verhaftung, Todesurteil
Am 9. 6. 1942 wurde Josef Fritz verhaftet, und am 18. 2. 1943 in Graz gemeinsam mit Josef Kogelmüller (hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 17.5.1943 erfolgte im Landesgericht I in Wien seine Hinrichtung.
Aus dem Urteil
„Die ’Rote Hilfe‘ ist eine Nebenorganisation der KPÖ. Sie soll durch Sammlungen und durch Unterstützung Angehöriger verhafteter Kommunisten, aber auch verhafteter anderer Marxisten und so durch die Betonung des proletarischen Solidaritätsgedankens für die Kommunistische Partei werben und die Bereitschaft des einzelnen zur kommunistischen Betätigung stärken. Jede Betätigung für die ’Rote Hilfe‘ stellt demnach Vorbereitung zum Hochverrat im Sinne des § 83 Abs. 2 StGB. dar. (…) Fritz hat sich der Vorbereitung zum Hochverrat auch dadurch schuldig gemacht, dass er die deutschsprachigen Nachrichten des Senders London abgehört hat.“
Denkmal
Sein Name steht auf dem vom KZ-Verband 1953 in Knittelfeld (Bahnhofplatz 2-3) gestifteten Denkmal (Entwurf: F. Cremer u. M. Schütte-Lihotzky).
Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien
Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Lisl Rizy, Willi Weinert: "Mein Kopf wird euch auch nicht retten" (Band 1), Stern-Verlag Wien
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien